Die Welt der Rosé-Weine: Ein vinophiles Lebensgefühl

Als Kaleidoskop von Farbnuancen und Aromen gilt Rosé-Wein nicht nur als vinophiles Symbol der warmen Monate, sondern fungiert unlängst als sommerlicher Lifestyle-Genuss. Sein Geschmack reicht von leicht und charmant bis hin zu komplex und tiefgründig. Der Rosé-Hype steigt jährlich – Grund genug für uns, den Wein-Trend näher zu betrachten.

Rosé-Weine liegen voll im Trend. Sowohl ihre Herstellung als auch ihr Verbrauch sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Längst hat sich Rosé vom Image der minderwertigen, vermeintlichen Mischform verabschiedet und gewinnt zunehmend an Aufschwung als anspruchsvoller und komplexer Speisebegleiter. Ob zartrosa, lachsfarben oder in einem kräftigen Pink, Rosé-Weine haben zweifelsohne ein abwechslungsreiches und ansprechendes Erscheinungsbild. Ebenso vielfältig wie ihre Optik ist aber auch ihr Geschmack. Wir steigen ein, in die unterschiedlichen Herstellungsweisen, geben einen Überblick über die vielfältigen Rebsorten sowie in die unterschiedliche Stilistik des Rosés und räumen mit dem ein oder anderen Vorurteil auf.

Ein weit verbreiteter Irrglaube besteht darin, dass ein Rosé-Wein durch das Verschneiden fertiger Rot- und Weißweine entsteht. Dies ist jedoch per Gesetz innerhalb der Europäischen Union (EU) verboten. Wenige Ausnahmen findet man in Frankreich und Italien. Hier ist es gestattet, einen Schuss Rotwein in den weißen Most zu geben, um Rosé-Champagne und den in Italien kürzlich eingeführten Prosecco-Rosé herzustellen. Ansonsten gewinnen Winzer einen Rosé-Wein aus roten Trauben.

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Herstellungsmethoden im Überblick
Die Art der Herstellung bestimmt maßgeblich, wie ein Rosé-Wein aussieht und wie intensiv und komplex sein Geschmack ist. Für die Herstellung von Rosé gibt es drei wesentliche Methoden: Mazeration, direkte Pressung und sowie das Saignée-Verfahren.

Die wohl gängigste Methode zur Herstellung eines Rosé-Weins ist die Mazeration. Dieses Verfahren verweist vor allem auf die Zeit zu Beginn der Vinifikation, in welcher die Trauben nur leicht angequetscht werden und dadurch Aromen, Gerbstoffe und Farbstoffe aus der Beerenschale freisetzen. Dieses Stadium bezeichnet man als Maische. Als Most wird hingegen der ausgepresste Saft der Maische bezeichnet. Die Maischedauer, also die Zeit bevor der Saft von den Schalen etc. getrennt wird, gilt als entscheidender Gratmesser für die Ausprägung der unterschiedlichen Rosé-Stilistik. Anders als zum Beispiel bei Rotwein, beträgt die Maischezeit bei einem Rosé nur wenige Stunden, teilweise sogar nur Minuten

In der direkten Pressung wird die Maische unmittelbar gepresst. Der Most ist dann nur hellrosa und wird sofort weiterverarbeitet. Dieser Methode bedienen sich die Winzer in der Provence, da dies leichte Sommerweine ermöglicht. Dies liegt vor allem daran, dass nur wenige Farbpigmente und Aromen aus den Trauben extrahiert werden, wodurch eine spürbare Leichtigkeit und zarte Rosénuancen entstehen.

Im Saignée-Verfahren wird einem bereits gärenden Rotwein ein Teil des Mosts entzogen (meistens ca. zehn bis zwanzig Prozent). Ziel ist es, zwei Endprodukte zu erzeugen: einen Rosé sowie einen Rotwein. Dazu lassen die Winzer einen Teil des Mosts aus dem Rotwein abfließen (franz.: saignée), vinifizieren diesen und füllen ihn als Rosé ab. Der verbleibende, konzentriertere Rotwein kann separat abgefüllt werden. Rosé-Weine, welche über das Saignée-Verfahren hergestellt wurden, lassen sich gut an der besonders dunklen und intensiven Farbe erkennen.

Geschmacksentscheidend: Die Rebsorte
Ebenso entscheidend für den Charakter eines Rosé-Weins wie die Herstellungsmethode, ist seine Rebsorte. Dabei landet oftmals nicht nur eine Rebsorte in einem Rosé. Häufig handelt es sich um Cuvées aus unterschiedlichen Rebsorten, bei denen jede Rebsorte ihren ganz eigenen Charakter mit sich bringt. Eine Übersicht über die für Rosé-Weine häufig verwendeten Rebsorten – einschließlich ihrer Charakteristika – befinden sich in der folgenden Abbildung:

Stilistik
Grundsätzlich spielt das Terroir bei Rosé-Weinen eine eher untergeordnete Rolle. Bei einem Rosé wird in der Regel nicht das Ziel verfolgt, die Herkunft des jeweiligen Weines herauszuschmecken, sondern vielmehr eine bestimmte Stilistik zu erzeugen. Selbstredend bestechen Rosé-Weine vereinzelt durchaus durch ihre Komplexität und Tiefe und berichten auch von ihrer Herkunft, dennoch ist das Gros der Rosés vor allem für einen frischen, fruchtigen und unkomplizierten Genuss kreiert. Diese Leichtigkeit erhalten die Winzer zum Beispiel mittels Reinzuchthefen sowie durch die Gärung bei geringen Temperaturen. Durch solch verlangsamende Mittel lässt sich hervorragend der Stil des Weines beeinflussen, welcher sich wiederrum durchaus einzelnen Regionen zuordnen lässt. Die hierzulande häufigsten Rosé-Weine sind der Rosé de Provence, der Tavel Rosé sowie der Weißherbst.

Rosé de Provence
Rosé-Weine aus der Provence sind vorwiegend frische, spritzige und fruchtbetonte Weine, welche sich als abwechslungsreicher Speisebegleiter eignen. Die typischen Vertreter bestehen oftmals aus einem Verschnitt von Cinsault, Grenache, Mourvèdre und Syrah. Neben Aromen von Erdbeere, Wassermelone und Rosenblättern, bestechen einige Vertreter durch eine ihre Mineralität sowie durch eine leichte Salzigkeit im Finish. Dabei steht kaum eine andere Weinregion so sehr für Rosé-Wein, wie die Provence.

Tavel Rosé
Tavel ist eine Appellation der Côtes du Rhône. Tavel gilt als einziges Anbaugebiet der Welt, welches sich exklusiv auf Rosé-Weine spezialisiert hat. Höherwertige Weine dieser Herkunftsangabe verfügen über viel Struktur, vergleichsweise viel Alkohol sowie einen kräftigen Körper. Sie wirken daher in ihrem Charakter schon fast wie Rotweine. Er wird überwiegend aus Grenache und Cinsault hergestellt, allerdings sind bis zu neun Rebsorten offiziell zugelassen. 

Weißherbst
Charakteristisch für den aus Deutschland stammenden Weißherbst ist die Verwendung einer einzigen Rebsorte, welche zudem aus einer einzigen Lage stammen muss. Neben der am häufigsten verwendeten Rebsorte Pinot Noir kommen auch die Rebsorten Blauer Portugieser und Pinot Meunier zum Einsatz. Hierzulande ist der Weißherbst auch bekannt als „Blanc de noirs“.

Grenzenlose Vielfalt von Rosé
Die Welt der Rosé-Weine ist komplexer, als viele es vermuten. Egal, aus welcher Rebsorte oder mit welcher Stilistik - was die meisten Rosé eint, ist ihr unkomplizierter Auftritt. Dabei transportieren sie vor allem eine Botschaft: Leichtigkeit. Kaum ein Wein verkörpert damit mehr die Frische des Sommers und ein Lebensgefühl von grenzenloser Freiheit.

Da die Unterschiede von Rosé-Weinen verschiedener Stilistik bei einer genaueren Verkostung meist größer sind, als man es erwartet, lohnt sich der Vergleich. Neugierig geworden? Entdecke hier die grenzenlose Weinvielfalt...